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Märtyrer zur Auffrischung

In einem Chan-Kloster war es einst Brauch, dass Schüler ein feierliches Gelübde ablegten:Selbst wenn ihr Lehrer sie eines Tages töten sollte, würden sie dennoch niemals den Weg des Chan aufgeben.

Zur Bekräftigung war es üblich, sich in den Finger zu schneiden und das Versprechen mit einem Tropfen Blut zu besiegeln.Doch mit der Zeit wurde dieses Gelübde nur noch als leere Geste praktiziert.

So geschah es, dass ein Schüler, der unter Meister Ekido diente, durch dessen Hand starb – und später als Märtyrer bezeichnet wurde.


Zur Geschichte:

Meister Ekido war streng und unerbittlich geworden. Die Schüler achteten ihn, doch viele fürchteten ihn zugleich.

Eines Tages hatte ein Schüler die Aufgabe, den Gong zu schlagen, um die Stunde des Tages anzuzeigen.Doch sein Blick schweifte ab – hin zu einem Mädchen, das gerade am Tempeltor vorbeiging.

Ekido stand direkt hinter ihm.Ohne ein Wort schlug er ihn mit einem Stock.

Der Schlag kam so unerwartet, dass der Schüler – noch in Gedanken ganz woanders – vom Schock durchdrungen wurde, der seinen ganzen Körper erfasste und im selben Moment verstarb.

Als der Vater des Verstorbenen davon erfuhr, eilte er zum Tempel.„Wo ist Ekido?“, fragte er die Schüler.

Diese zeigten ihm die Richtung.Der Vater erblickte den Meister – Ekido stand dort unverändert und unterrichtete weiter, als wäre der Sohn noch unter den Lebenden.

Der Vater trat vor, verbeugte sich und sprach:„Danke, Ekido, für eure unnachgiebige Strenge. Ich weiß, euch trifft keine Schuld.“

Und so heißt es, dass Meister Ekido in den Jahren danach mehr als zehn erleuchtete Nachfolger hervorbrachte –eine Zahl, wie sie nur wenigen Lehrern je zuteil wird.

ree

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