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Eine Pfütze voller Tränen

Irgendwo im tiefen Wald, in der Stille der Natur, sass ein Mönch in tiefster Meditation. Seit Jahren suchte er schon die Erleuchtung, doch sein Geist war immer noch wild und unbändig wie ein Fluss.

An einem leicht regnerischen Tag kam ein Wandermönch vorbei, der Unterschlupf in der Höhle des Mönches suchte. Der Wandermönch setzte sich neben ihn und bemerkte die Unruhe des Mönches, so fragte er zugleich: „Was suchst du so intensiv in der Stille des Waldes?“ Der Mönch begrüsste ihn mit einem leichten Nicken und sprach: „Ich suche Erleuchtung und folge den Lehren Buddhas, ach... doch scheinen sie mir oft ferner als nah.“ Der Wandermönch schaute ihn lächelnd an und antwortete: „Lass mir dir eine Geschichte erzählen, die der Buddha selbst einst lernte“, so erzählte er die Geschichte.


Es war einmal ein Mann, der in einer dunklen Nacht einen Schatz im Wald verloren hatte. Tag und Nacht suchte er den Schatz, grub jeden Zentimeter um, doch konnte er ihn nicht finden. Voller Erschöpfung ließ er sich weinend nieder. In diesem Moment kreuzte ein alter Weiser den Weg, der ihn fragte: „Warum weinst du?“ Der Mann antwortete: „Geehrter Weiser, ich habe einen wertvollen Schatz verloren und trotz meiner ganzen Bemühungen kann ich ihn nicht wiederfinden.“ Der alte Weise schenkte ihm ein Lächeln und sprach: „Doch der wahre Schatz, den du suchst, war ja stets bei dir. Schau in die klare Pfütze deiner Tränen vor dir.“ Als der Mann sich selbst in der Pfütze erkennen konnte, sah er, dass der Schatz seine eigene Natur war – rein, leuchtend und unberührt von der Welt.


Der Wandermönch schaute zum Mönch hin und sprach: „Hör auf draußen zu suchen und erkenne, was bereits in dir ist. Die Erleuchtung ist nicht das Ziel, sondern das Verstehen deiner wahren Buddha-Natur.“ So stand der Wandermönch wieder auf und ging davon, und die Wolken lösten sich auf, so sah der Mönch dieses Geschehen mit dem Nachdruck der Geschichte. In dem Moment lösten sich auch die Wolken in seinem Herzen auf, und klare Verbundenheit mit der Buddha-Natur kehrte ein.



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