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Der Räuber Zhí — 盜跖 (Dào Zhí)

Dào Zhí 盜跖 war ein berüchtigter Räuber, der mit tausend Gefolgsleuten raubte, plünderte und mordete.


Als Kǒngzǐ 孔子 hörte, dass sich einer seiner Schüler dem Räuber Zhí angeschlossen hatte, beschloss er, ihn zu bekehren.


Er machte sich mit seinen Schülern auf den Weg und sprach zu ihm über Tugend, Gerechtigkeit und Sittlichkeit.


Doch Dào Zhí lachte laut auf und sagte:

„Kǒngzǐ, du sprichst von Tugend und Gerechtigkeit,

doch die Welt ist voller Heuchelei.

Herrscher töten mit Worten, Generäle mit Schwertern –

und du willst mich lehren, was recht ist?

Du lehrst andere, sich selbst zu verraten

– und nennst das Tugend?“


Kǒngzǐ erwiderte:

„Was du tust, ist gesetzeswidrig. Du stiehlst von anderen.“


Da sah ihn Dào Zhí ernst an und sprach:

„Die Weltordnung selbst ist schon gestohlen.

Die Reichen rauben die Armen mit Gesetzen,

die Mächtigen mit Titeln,

die Weisen mit Worten.

Sag mir, Kǒngzǐ –

was unterscheidet mich noch von ihnen?“


Kǒngzǐ schwieg.

Schließlich verließ er Dào Zhí –

und erkannte, dass Tugend nicht gelehrt werden kann,

wo das Herz sie nicht sucht.


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Kommentar (in den Gedanken Zhuāngzǐs 莊子):


Beide sprachen von Tugend –

doch nur einer trug keine Maske.

Was ist schon Rechtschaffenheit, denn jeder Münze hat zwei Seiten.

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