Es war einmal ein fauler Mensch namens Lanman. Er selbst wusste es nicht, da er überzeugt war, dass er sehr aktiv sei und viel erledige. Immer wenn Leute ihn um Hilfe baten, sagte er, er habe viel zu tun. Viele sagten, er sei faul, doch Lanman dachte: „Wie kann das sein? Ich habe doch heute schon Essen im Dorf gekauft.“
Eines Tages traf er einen anderen jungen Mann, dem er erzählte, was er alles tue und mache. Der junge Mann erzählte wiederum, was er alles tun und machen möchte, unter anderem seinen Garten in Ordnung bringen. Daraufhin reagierte Lanman und sagte: „In dem bin ich super, ich werde dir morgen helfen.“ Der junge Mann war erfreut über diese Zusage und lud Lanman für den nächsten Tag zu sich nach Hause ein.
Am nächsten Tag, als Lanman bei ihm ankam, sagte der junge Mann: „Wollen wir jetzt den Garten machen?“„Nein, nein, wir trinken erst einmal einen Tee,“ erwiderte Lanman. Der junge Mann war erfreut und dachte, das sei doch eine großartige Idee. Beim Tee fragte der junge Mann, was man denn alles im Garten tun könnte. Lanman erzählte ihm von all den Möglichkeiten und sagte schließlich: „Komm, wir gehen ins Dorf und kaufen etwas zu essen ein.“ Der junge Mann hielt das für eine hervorragende Idee.
Im Dorf kauften sie Essen ein, als ein alter Dorfbewohner sie fragte: „Könnt ihr mir kurz helfen? Ich muss die Ernte vom Wagen in den Keller bringen.“ Doch Lanman antwortete: „Leider keine Zeit, geehrter Herr.“ Als sie weiterliefen, sagte Lanman: „Wir müssen zur Massage, ich bin zu verspannt und konnte gerade nicht helfen.“ Der junge Mann dachte bei sich: „Der ist ja ein Meister im Tun, wie er immer erzählt, so gehört das wohl auch dazu.“
Danach gingen sie zurück, und Lanman sagte: „Komm, wir kochen und essen etwas.“ Der junge Mann willigte ein und fragte nach dem Essen: „Wollen wir jetzt noch etwas im Garten tun?“ Doch Lanman verneinte: „Mh, wir haben heute schon so viel getan, wir müssen uns erholen.“ Der junge Mann war verwundert und fragte: „Wie meinst du das?“ Lanman antwortete: „Lass uns kurz ein bisschen schlafen und uns vom Essen erholen.“ Der junge Mann war nicht abgeneigt, und so schliefen sie bis zum Abend. Als sie aufwachten, fragte der junge Mann: „Wollen wir jetzt noch etwas im Garten tun?“ Doch Lanman verneinte wieder: „Wir haben Tee getrunken, sind ins Dorf einkaufen gegangen, hatten eine Massage, haben gekocht und gegessen und dann sogar noch geschlafen – genug für heute.“ Der junge Mann dachte bei sich: „Ach ja, es ist ja spät, und das hört sich wirklich nach viel an.“
Sie verabschiedeten sich und trafen sich am nächsten Tag im Dorf. Da sagte Lanman sogleich: „Heute ist ein Fest.“ Am folgenden Tag gab es ein Theater, und es gab immer etwas zu tun – ohne wirklich etwas zu tun. So ging das Woche für Woche weiter.
So hatte Lanman einen neuen Schüler gefunden für die Kunst der Faulheit. Der eine wusste nicht, dass er Schüler war, und der andere wusste nicht, dass er Lehrer war.
Eines Tages brach plötzlich eine Dürre aus. Sie waren gerade seit einer Woche in der Stadt im Hotel. Das Essen war knapp, und es gab nirgends mehr etwas zu essen, da jeder fast von seiner eigenen Ernte leben musste. Da sahen sie den alten Dorfbewohner mit einer großen Ernte, dem sie einst keine Zeit hatten zu helfen. Lanman fragte: „Hast du uns etwas zu essen?“ Doch der alte Mann sagte: „Nehmt doch von eurem Garten.“
Lanman sagte: „Komm, wir essen von deinem Garten, denn ich habe leider keinen.“ Der junge Mann stimmte zu: „Ja klar, gehen wir zu mir.“ Doch als sie dort ankamen, war nicht mehr viel von einem Garten zu sehen.
Kommentar: Diese Geschichte zeigt uns, dass oft vieles nicht so ist, wie es scheint, und dass Faulheit und Aufschieben in Zeiten der Not schwerwiegende Folgen haben können. Man kann sich nicht vor den Prüfungen des Lebens drücken, denn irgendwann holen sie einen ein.

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