Lü Dongbin war ein Gelehrter, der sich auf den Weg nach Chang'an machte. Eines Abends hielt er in einem kleinen Gasthaus an, um Rast zu machen. Während der Koch seinen gelben Hirsebrei auf dem Herd zubereitete, legte er sich für ein kurzes Nickerchen hin und fiel in einen tiefen Schlaf.
In seinem Traum erlebte Lü ein ganzes Leben. Er bestand die kaiserliche Prüfung mit Auszeichnung, wurde in hohe Ämter berufen und schliesslich Premierminister. Er heiratete die Tochter einer wohlhabenden Familie, hatte Kinder und erlebte eine glänzende Karriere. Doch sein Aufstieg brachte auch Neider hervor. Falsche Anschuldigungen führten zu seinem Sturz. Sein Reichtum schwand, seine Familie zerbrach, und er fand sich schliesslich mittellos und allein auf der Strasse wieder. Als er im Traum am Tiefpunkt seines Lebens angelangt war, wachte er plötzlich auf.
Obwohl in seinem Traum fast ein ganzes Leben vergangen war, stellte Lü überrascht fest, dass in der Realität nur so viel Zeit verstrichen war, wie der Koch benötigte, um seinen Hirsebrei zu kochen.
Da erschien ihm Zhongli Quan, ein daoistischer Meister, und sagte: „Das Leben ist wie dieser Traum – vergänglich und voller Illusionen. Ruhm, Reichtum und Macht sind wie der Dampf des Hirsebreis: Er scheint real, doch er löst sich in Nichts auf.“
Lü Dongbin, tief berührt von dieser Erkenntnis, erkannte, dass der wahre Wert nicht im Streben nach weltlichem Erfolg liegt, sondern im Finden des inneren Weges. Er entschied sich, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und folgte Zhongli Quan als dessen Schüler. Von diesem Moment an widmete er sich dem Daoismus und der Suche nach dem wahren Pfad der Kultivierung.
Später wurde Lü Dongbin selbst ein großer Meister und einer der Acht Unsterblichen. Sein Leben und Wirken wurden zur Legende, und bis heute wird er als Schutzpatron der Schwertkämpfer und Heilkundigen verehrt.
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