Der alte Mönch und der wütende Schüler
- Gongan - Koans

- 5. Sept.
- 1 Min. Lesezeit
Ein junger Schüler kam voller Zorn zu seinem Chan-Meister.
„Meister! Ich habe einen anderen Schüler beobachtet, der sich ständig aufspielt, prahlt und Unfug redet! Ich kann das nicht länger so hinnehmen! Ich muss ihm die Wahrheit sagen und ihn zurechtweisen!“
Der Chan-Meister schaute ihn ruhig an und sagte:
„Wenn du auf einen Hund triffst, der bellt – bellst du zurück?“
Der Schüler runzelte die Stirn. „Natürlich nicht…“
Der Meister schloss für einen Moment die Augen, dann sprach er:
„Wenn du dich durch das Bellen aus deiner Mitte reißen lässt, dann hat nicht der Hund verloren, sondern du.“
„Aber… soll ich dann einfach alles hinnehmen?“, fragte der Schüler.
Der Meister erhob sich, ging langsam zu einem Baum, legte die Hand auf den Stamm und sagte:
„Der Baum weicht nicht dem Wind, aber er biegt sich. Und weil er sich biegt, bleibt er ganz.“
Der Schüler schwieg.
Der Meister fuhr fort:
„Manchmal ist es richtig zu sprechen. Manchmal ist es weiser zu schweigen. Aber handle nie aus bloßem Impuls, sondern aus deiner Mitte heraus.“
Dann wandte er sich dem Walde zu und sagte beiläufig, fast wie im Gehen:
„Bleib in deiner eigenen Mitte, folge dem natürlichen Weg – aber eben mit Bewusstsein, und nicht blindlings.“





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