Ein Jugendlicher namens Weishan machte sich auf den Weg in die Berge, um Nahrung zu sammeln, als er einem Bären begegnete. Der Junge hatte Angst, doch dann sah er, dass der Bär ein Wesen mit einem reinen Herzen war. Der Bär erkannte die Armut des Jungen und schenkte ihm einen Sack voller Münzen, damit Weishan seine Bedürfnisse stillen könne. Statt das Geld für weltliche Freuden zu nutzen, erkannte der Junge die Vergänglichkeit des Reichtums und beschloss, sich dem Mönchsweg zuzuwenden. Er nutzte das Geld, um sich die Reise zu einem Kloster zu ermöglichen, und trat dort ein, wo er die Einfachheit und Bescheidenheit eines Mönches annahm.
Als Zeichen der Dankbarkeit trug der Mönch immer einen Umhang, auf dem der Bär abgebildet war, als Symbol für die Unterstützung, die ihm den Eintritt in das klösterliche Leben ermöglicht hatte. Über viele Jahre hinweg praktizierte er eifrig, und sein Ruf als disziplinierter Mönch wuchs, bis er schliesslich Abt des Tempels wurde.
Eines Tages erhielt er eine prachtvolle Kasaya-Robe, mit Flammen darauf, deren feurige goldene Farben in ihrer Schönheit unbeschreiblich waren. Obwohl er alle weltlichen Güter aufgegeben hatte und Geld für ihn keinen Wert mehr hatte, entwickelte er eine tiefe Anhaftung an diese Robe. Er dachte, sein Weg sei so hart und lang gewesen, dass dies seine Belohnung sei. Weishan konnte sie nicht mehr aus den Augen lassen, so sehr begehrte er sie. Die Gier und Anhaftung an diese Robe überwältigten schließlich sein Herz.
In einer Nacht, als er voller Stolz die Robe betrachtete, fing sie plötzlich Feuer. Die Flammen breiteten sich schnell aus, und bald stand der ganze Tempel in Flammen. Alles, was er aufgebaut hatte, wurde durch seine Gier zerstört und sowohl auch andere in Mitleidenschaft gezogen.
Da erschien der Bär, der sich als Bodhisattva entpuppte, und fragte: „Wie kann es sein, dass ein Mönch, der alles aufgegeben hat und keinen Wert mehr auf Reichtum legt, sich in einer Robe verliert?“
Kommentar:
Diese Geschichte zeigt uns, dass die subtile Gefahr von Anhaftungen und Gier oft näher liegt, als man denkt. Man kann sich nicht vor ihren Prüfungen verstecken. Was zu Beginn als spirituelles Gut diente, kann schnell in einer Anhaftung enden. Die Robe symbolisiert hier die Versuchungen und Illusionen, die selbst einen weit fortgeschrittenen Praktizierenden verfangen können. Man muss stets achtsam und bewusst sein, egal wie weit man schon gekommen ist.
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