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Daomonk- Michu

Die Rückkehr des Kriegers

In einem kleinen Dorf lebte eine Familie, deren Vater in den Krieg gezogen war. Jahre vergingen, und der Vater kehrte schliesslich nach Hause zurück.


Er sehnte sich danach, wieder mit seiner Familie vereint zu sein, und wollte den Ahnen seinen Respekt erweisen.


Als er am Morgen zu Hause ankam, sprach er mit seiner Frau darüber, dass sie den Ahnen die freudige Kunde überbringen müssen, dass sie wieder vereint sind. Er bat sie, Früchte für den Altar zu kaufen und reichlich Essen für ein Festmahl vorzubereiten. Seine Frau fand dies eine gute Idee und machte sich auf den Weg ins Dorf.


Der Vater machte den Altar bereit und wollte noch Zeit mit seinem Sohn verbringen. Er wollte auch, dass sein Sohn ihn mit „Vater“ anspricht, doch der Junge erwiderte: „Nein, du bist nicht mein Vater.“ Der Sohn erzählte ihm, dass sein Vater stets am Abend, wenn es dunkel wurde, nach Hause kam und mit seiner Mutter Zeit verbrachte. Wenn die Mutter sich hinsetzte, so setzte er sich auch hin. Wenn die Mutter ins Schlafzimmer ging, so ging er auch. Wenn sich die Mutter ins Bett legte, so legte er sich auch hin.


Der Vater war ausser sich und voller Zorn. Er dachte nur: „Wie kann das sein?“


Als seine Frau aus der Stadt zurückkam, würdigte er sie nicht einmal eines Blickes. Die Mutter war verwirrt, legte die Früchte zum Altar und versorgte dann den Einkauf. Der Vater legte die Matte vor den Altar, verbeugte sich und rollte die Matte wieder auf. Die Mutter war gerade gekommen und war verwirrt, warum er die Matte nicht für sie liegen liess. So nahm sie die Matte, rollte sie wieder aus, machte ihre Verbeugungen, ging in die Küche und fing an zu kochen. Sie rief ihrem Mann zu, dass das Essen jetzt gleich bereit sei, doch der Mann erwiderte nur: „Ich habe keinen Hunger“ und ging hinaus ins Dorf in die nächste Bar. Die Mutter war verletzt und wusste nicht mehr, was los war.


Am nächsten Tag ging der Vater gleich wieder aus dem Haus in die Bar und das die nächsten Tage, ohne etwas zu sagen. Das Herz der Mutter war so gebrochen, dass sie nicht mehr weiter wusste und in den Fluss sprang und ertrank.


Als der Mann an diesem Tag nach Hause kam, war die Sonne schon untergegangen. Der Vater ging ins Haus, machte die Lampe an, und der Sohn kam voller Freude: „Mein Vater ist wieder da“ und blickte zum Schatten.


Als der Mann die Beschreibung des Sohnes genauer überdachte, wurde ihm klar, dass der „Mann“ im Schatten nur sein eigenes Abbild war, das von der Lampe an die Wand geworfen wurde. Der Schatten, den sein Sohn gesehen hatte, war in Wirklichkeit der Schatten der Mutter, die voller Sehnsucht um ihren Mann mit ihrem eigenen Schatten angefangen hatte, Selbstgespräche zu führen, und der Sohn lernte dies für ihn als Vater zu erkennen.


Es klopfte zugleich an der Tür, und ein Nachbar brachte ihm die traurige Kunde, dass er seine Frau ertrunken gefunden hatte.


Erläuterung:

Diese tragische Geschichte zeigt, wie Missverständnisse und voreilige Schlussfolgerungen zu verheerenden Konsequenzen führen können. Sie lehrt uns, dass wir uns Zeit nehmen sollten, um die Wahrheit zu verstehen, bevor wir handeln. Einmal mehr nachfragen und um Erläuterung bitten, schadet oft nicht.




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